Am Dienstag haben Verkehrsbürgermeister Stephan Kühn (Grüne) und Andreas Hemmersbach, Vorstand Mobilität bei den Dresdner Verkehrsbetrieben (DVB) die Anpassungen im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) vorgestellt. Hintergrund ist, dass der Stadtrat zwar höhere Zuschüsse für die DVB beschlossen hat, gleichzeitig auch Einsparungen forderte.
Zu Beginn wies Hemmersbach darauf hin, dass rund ein Drittel der Dresdner Haushalte keinen PKW besitze, der ÖPNV daher eine Mobilitätsgarantie bedeute. Das drücke sich auch in stetig steigenen Nutzungszahlen aus. Im vergangenen Jahr verzeichneten die DVB 184 Millionen Fahrgäste. Auch im angefangenen Jahr 2025 könne man schon wieder einen kleinen Zuwachs verzeichnen.
Grundlage für die geplanten Kürzungen ist der Beschluss des Dresdner Stadtrates im Rahmen des Doppelhaushaltes, der Ende März 2025 verabschiedet wurde. Neben internen Sparmaßnahmen und dem Verzicht auf geplante Angebotserweiterungen sollen die DVB ihr Leistungsangebot reduzieren. Um diese Kürzungen abzufedern, erhält das kommunale Unternehmen zusätzliche finanzielle Unterstützung: Für das Jahr 2025 stehen 4,2 Millionen Euro und für 2026 weitere 5,6 Millionen Euro zur Verfügung.
10-Minuten-Takt bleibt
Trotz der Einsparungen bleibt der 10-Minuten-Grundtakt auf Straßenbahnlinien sowie auf Buslinien im 60er-Bereich bestehen. Auch auf die Stilllegung von Fähren oder den saisonalen Betrieb der Bergbahnen wird verzichtet, die Johanna kann weiterfahren. Investitionen in wichtige Infrastrukturprojekte werden über den im Stadtrat beschlossenen „Brückenfonds“ abgesichert. Dieser deckt jedoch nicht alle notwendigen Maßnahmen ab.
Ferienfahrplan nun für alle Ferien
Im Rahmen der Angebotsanpassungen wird künftig auch in den Oster-, Herbst- und Winterferien ein Ferienfahrplan eingeführt. Diese Regelung greift erstmals in den Osterferien vom 22. bis 25. April 2025. In diesem Zeitraum entfallen Schülerverkehre, während EV11 und Linie 62 im 10-Minuten-Takt sowie die Linien 1, 2 und 65 im 15-Minuten-Takt verkehren.
In der Neustadt: Linie 74 wird gekürzt, die „76“ wird zum alita
Weitere Änderungen folgen ab dem 2. Juni 2025. Die Straßenbahnlinie 7 wird zwischen Gorbitz und Pennrich nur noch alle 20 Minuten bedient, jede zweite Bahn aus Weixdorf endet dann bereits in Gorbitz.
Die Linie 74 wird derzeit im Jägerpark früh und nachmittags mit einem zusätzlichen Bus verstärkt. Die Verkehrsnachfrage im Bereich der Marienallee ist sehr niedrig, auf der Stauffenbergallee fährt bereits die stadtteilverbindende Linie 64. Mit einer Verkürzung des Linienweges auf den Abschnitt Waldschlößchen – Jägerpark kann das notwendige Verkehrsangebot im Jägerpark ohne Zusatzbus realisiert werden. Die DVB können darüber einen Bus einsparen und rechnen mit einem Nachfrageverlust von rund 31.000 Fahrgästen.
Die Linie 76 wird vollständig auf Anruflinientaxi (alita) umgestellt. Die Umstellung betrifft die bisherigen Busfahrten montags bis freitags von 6 bis 18 Uhr. Schon heute verkehrt diese Linie in Tagesrandlagen und am Wochenende als alita. Ein Anruflinientaxi fährt nur bei Bedarf, das heißt, wenn man es bestellt. Dafür muss man spätestens 20 Minuten vor der geplanten Abfahrtszeit unter 0351 8571111 anrufen und das alita bestellen. Die DVB sparen damit einen Bus ein und rechnen mit einem Nachfrageverlust von rund 24.000 Fahrgästen pro Jahr.
Zum Beginn der Sommerferien am 30. Juni 2025 fährt die Buslinie 88 statt bisher alle 15 nur noch alle 20 Minuten. Nach Abschluss der Baustelle auf der Wehlener Straße im Dezember 2025 endet die Buslinie 87 nicht mehr in Mockritz, sondern bereits in Tolkewitz.
Zum Ende der Sommerferien am 11. August 2025 werden die östlichen Endpunkte der Straßenbahnlinien 4 und 9 getauscht. Die Linie 4 verkehrt dann von Weinböhla nach Prohlis, die Linie 9 von Kaditz nach Laubegast. Diese Maßnahme ist nicht Teil des Sparpakets, sondern eine Netzanpassung. Ziel ist es, die stark nachgefragten Abschnitte beider Linien in der neuen Linie 9 zu bündeln. Auf dieser sollen künftig auch breitere Stadtbahnwagen eingesetzt werden.
Ausbau Königsbrücker gesichert
Der „Brückenfonds“ sichert unter anderem die Eigenmittel für den Ausbau der Königsbrücker Straße Süd ab 2026 sowie den DVB-Anteil für den Bau der Nossener Brücke. Frei werdende Mittel sollen für eine Beteiligung an der Baustelle Hamburger Straße verwendet werden.
Trotz dieser Maßnahmen fehlen weiterhin finanzielle Mittel für den Erhalt und Ausbau des ÖPNV. So können 45 geplante Elektrobusse samt Ladeinfrastruktur derzeit nicht beschafft werden, obwohl bereits ein Fördermittelbescheid des Freistaates Sachsen über 23,4 Millionen Euro vorliegt. Auch für die Verlängerung der Straßenbahnlinie 8 von Hellerau zum Gewerbegebiet im Dresdner Norden stehen bislang keine Mittel zur Verfügung.